banner-kirche-misburg

1993 Glasmalerei Winterkirche St. Johanniskirche

"In den 18 1/2 Jahren als Pastor der jetzt 100-jährigen St. Johanniskirche hatte ich das große Glück, an der künstlerischen Neugestaltung der vier Rundfenster in der „Winterkirche“ mitzuwirken. Farbige Fenster durften nicht eingebaut werden, Auflagen des Denkmalschutzes. So kam der Glaskünstler H. Schneider aus Hamburg auf die großartige Idee, getöntes Fensterglas zu verwenden, um die vier Motive zur Wirkung zu bringen.

Die Begegnung Moses mit Gott am brennenden Dornbusch lieferte das Eingangsmotiv (Bild 1). “Ziehe die Schuhe von den Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliger Boden“ (2. Mose 3,1 ff). Daraus folgt: Wer dies Winterkirche betritt, begibt sich in ein Verhalten zu Gott. Das verändert die Menschen nicht nur äußerlich. Er „entflammt“, so dass jeder, der diesen Ort verlässt, erfüllt ist von dem, was er hört und sieht. Darauf weisen die drei anderen Motive hin.

Im zweiten Fenster ist eine Taube zu sehen, die sich im Sturzflug befindet (Bild 2). Sie erinnert an die Taufe Jesu. Gottes Geist kommt wie eine Taube zu denen, die sich hier versammeln. Und da, wo der Kopf der Taube zu sehen ist, wählte der Künstler klares Glas – wo Gottes Geist trifft, wird alles hell und einsichtig.

Im dritten Fenster nimmt ein Kelch den größten Raum ein (Bild 3). Über ihm schwebt eine Oblate oder ist es die Sonne des Lebens? Brot und Wein, Zeichen des Lebens, der Freude, der Vergebung. Der Inhalt des Kelches fließt über den Rand, Fülle des Lebens für alle, die am gemeinschaftsstiftenden Abendmahl teilnehmen. Dieses Fenster beflügelt meine Phantasie, und ich saß und sitze oft beglückt in Gedanken versunken davor.

Das Fenster am Altar zeigt einen Anker, der sich am Boden festzieht (Bild 4). Das Adventslied: „Es kommt ein Schiff geladen…“ kommt in Erinnerung. Besonders die Strophe: „Der Anker haft auf Erden… das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.“ Hier ist der Ort, wo von Jesus Christus geredet wird, aus dem Neuen Testament gelesen und Texte der Bibel in der Predigt ausgelegt werden.

Es macht mich glücklich, in dieser Festschrift auf die gelungene Neugestaltung der runden Fenster aufmerksam zu machen, die noch viele Besucher zu intensiver Meditation und Besinnung anregen möchten."

Der Kirchbauverein hat die Gesamtkosten übernommen.

Text aus der "Festschrift 100 Jahre St. Johannis Misburg", verfasst von Wolfgang Bruns Pastor i.R.

Bild 1: Brennender Dornbusch
Bild 1: Brennender Dornbusch
Bild 2: Taube
Bild 2: Taube
Bild 3: Kelch und Oblate
Bild 3: Kelch und Oblate
Bild 4: Anker
Bild 4: Anker